Selbstorganisierter, digitaler und agiler! Gegenwärtige Management- und Organisationsansätze weisen auf die Notwendigkeit grundsätzlicher Erneuerung von Unternehmen hin und plädieren für eine radikale Abkehr von vermeintlich veralteten hierarchischen Organisationsformen. Zwischen den Zeilen wird mit den Schlagworten „New Work“, „Selbstorganisation“, „Digitalisierung“ oder „Agilität“ eine Zukunft entworfen, von der die Unternehmen und auch die Mitarbeiter/innen profitieren können. Und all dies zeigt Wirkung: Start-up-Kulturen bekommen Vorbildcharakter, Hierarchieebenen werden abgebaut, Selbstverantwortung und sich selbst organisierende Teams werden angestrebt, Vorstände zeigen sich mit Sneakers…
Bei all diesen Ansätzen tritt ein schier unüberwindbares Problem auf: Wie gelingt es, die notwendigen Veränderungen im Denken, Fühlen und Handeln der Organisationsmitglieder anzuregen? Wenn Selbstverantwortung und intrinsische Motivation im Mittelpunkt stehen sollen, dann kann diese neue Haltung nicht verordnet werden. Die Menschen müssen das Neue wirklich wollen und es als sinnvoll ansehen.Â
An dieser Stelle scheitern viele Transformationen oder sie bleiben an der Oberfläche. Denn kaum ein Ansatz beschreibt nachvollziehbar, was Thema des Symposiums sein soll: Wie gelingt Kulturtransformation in Organisationen?
WELCHE FRAGESTELLUNGEN WERDEN IN DEM SYMPOSIUM BEARBEITET?
- Was ist Organisationskultur?
- Mit welchen Methoden kann Organisationskultur erfasst werden?
- Was sind erfolgreiche Strategien und Methoden zur Transformation einer Organisationskultur?
- Wie kann die Transformation einer traditionellen zu einer agilen Organisationskultur gelingen?
AN WEN RICHTET SICH DAS SYMPOSIUM?
- Führungskräfte und Veränderungsmanager/innen aus Organisationen, die mit der Frage der Kulturtransformation ringen
- Berater/innen, Trainer/innen und Coaches, die Organisationsveränderungen unterstützen wollen
- Wissenschaftler/innen, die sich mit dem Thema Changemanagement, Kulturreflexion und Kulturtransformation beschäftigen
WAS SIE VON DEM SYMPOSIUM ERWARTEN KÖNNEN
VERSTÄNDNIS FÃœR ORGANISATIONSKULTURÂ
Neben grundlegenden Beiträgen zum Verständnis von Kultur werden wichtige Methoden zur Erforschung von Organisationskulturen vorgestellt. Der Einsatz dieser Methoden in Changeprozessen wird besprochen.
STRATEGISCHE IDEEN UND KONKRETE METHODEN ZUR KULTURTRANSFORMATION IN ORGANISATIONEN
Grundlegende strategische Ansatzpunkte zur Veränderung von Organisationskulturen werden gezeigt, einzelne Methoden genauer vorgestellt und teilweise auch demonstriert.
EIN PRAXISFALL ZUR AGILEN KULTURTRANSFORMATION
Das Vorgehen in einem Transformationsprozess bei der Continental AG wird genau beschrieben, die Strategien und Methoden werden gezeigt und die Erfahrungen werden reflektiert. Wie die notwendige Kulturveränderung bei der Entwicklung einer agilen Organisation möglich ist, kann dabei deutlich werden.
SPIELERISCHE EXPERIMENTE ZUR ERFAHRUNG DER AGILEN KULTUR
Wie spielerische Experimentierräume zur Kulturtransformation beitragen können, soll unmittelbar erfahrbar werden.
OPEN SPACE
Teilnehmer/innen und Mitwirkende haben die Möglichkeit, einen Workshop zum Thema „Kulturtransformation in Organisationen“ anzubieten oder auch spontan an einem Thema zu arbeiten, das sich im Verlauf des Symposiums ergeben hat. Workshop-Angebote, die schon vor dem Symposium per Mail mitgeteilt werden, sind auf der Website sichtbar.
HINTERGRUND
Das Thema der Organisationskultur bleibt ein Dauerbrenner. Seit den 1980er Jahren, damals noch im Kontext der Auseinandersetzung der japanischen Herausforderung, streitet man darüber, ob eine Organisationskultur die Werte, Normen und Prozesse definiert, die in einer Organisation dem Management unveränderlich gegenüberstehen, oder ganz im Gegenteil ein willkommener Hebel zur Durchsetzung weitreichender Transformationen ist. Paradoxerweise gilt beides. Kulturen sind kausal nicht beeinflussbar und eine wesentliche Voraussetzung für mittel- und langfristige Veränderungen. Transformationsprozesse sind Prozesse mit der Kultur gegen die Kultur. Es ist daher kein Wunder, dass sie ebenso viele Ängste wie Hoffnungen auslösen.Â
Längst überfällig ist daher neben der immer wieder neuen Erprobung praktischer Ansätze auch die Erarbeitung eines theoretischen Verständnisses von Kultur. Es geht um Werte und Normen, so viel ist klar. Werte und Normen werden befolgt und verletzt, so viel ist auch klar. Eine Organisationskultur macht bestimmte, passende Transformationen wahrscheinlicher und verhindert viele andere… Sie ist eine oft latent gehaltene „Bewertungsinstanz“, die innerhalb der Organisation zwischen „falsch“ und „richtig“ unterscheidet. Dabei ist die Kultur in der Regel so tief verankert, dass diese Unterscheidung habituell und emotional schneller getroffen wird, als man denken kann.Â
Systemtheoretisch betrachtet, ist eine Organisationskultur als ein Vorrat an unverhandelbaren Entscheidungen zu sehen. Nicht zufällig sprach Niklas Luhmann von „unentscheidbaren Entscheidungsprämissen“. Viel Intelligenz wird in Organisationen daher darauf verwendet, diese Kultur auf der einen Seite fast unbeobachtbar wirken zu lassen und auf der anderen Seite zu umschiffen, wo man sie nicht brauchen kann.
Es kommt immer darauf an,den Menschen im System und das System im Menschengleichzeitig zu sehen! – Helm Stierlin